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ich habe alles. (ok fast…) und trotzdem habe ich Angst. Bin selten sorgenfrei. Fühle mich rastlos. Jage dem Erfolg hinterher. (Was bedeutet das nochmal genau?) Und wenn ich mal ausruhe, meldet sich nach kurzer Zeit mein Gewissen: Ich wollte doch noch so viel machen!
Und dann frage ich mich ständig, ob ich es richtig mache… Ob ich nicht was am Verpassen bin. Ob es in einer anderen Stadt nicht besser wäre? Oder einem anderen Beruf? Ob das Leben, das aus meinen Möglichkeiten und Entscheidungen gewachsen ist, meinem Anspruch stand hält. Meinen gewünschten Status repräsentiert. Oder ob es nicht noch besser sein könnte. Optimaler.
Und es scheint nie aufzuhören. Aber vielleicht war das ja schon immer so. Vielleicht liegt es daran, dass das Leben nicht aufhört, sich zu ändern. Nie statisch. Immer in Bewegung.
Und ich werde nie ankommen. Ich werde vielleicht ein paar Dinge erreichen. Aber die Welt macht keine Pause. Und auch das Erreichte wird vorbei ziehen.
Wie finde ich Gelassenheit und Zufriedenheit? Wie entkomme ich meiner FOMO? Dieser Befürchtung, nur halb gelebt zu haben?
Plötzlich fällt mir ein, was ich alles schon erlebt habe. Ich sehe Menschen, mit denen ich nicht gerechnet hatte – die für mich da waren und Anstrengungen und Nachteile in Kauf genommen haben, nur um mir zu Begegnen. Und dann sind da die, die mich nicht verurteilen, obwohl ich offensichtlich die falschen Entscheidungen getroffen habe. Die, die mir zuhören und mich ernst nehmen und mich begleiten. Und die, die mir den Weg geebnet haben. Die noch bevor ich existierte so gelebt haben, dass ich heute noch täglich was davon habe. Und die, die mich mitgenommen haben und mir Neues gezeigt haben, mich ertragen haben. Mit mir gelacht, geweint und gehofft haben. Die, die auf mich gewartet haben. Die mir ihre Meinung gesagt haben, mich auf andere, neue Gedanken gebracht haben. Die, denen nicht egal war wie es mir geht.
Mir ist das die meiste Zeit wenn ich so vor mich hin hetze nur nicht bewusst, aber sie alle haben einen viel Größeren Anteil an meinem Leben, als ich im Alltag oft bemerke.
Wenn ich mich also frage, ob ich nicht was verpasse in meinem Leben, ob ich nicht irgendwo falsch abgebogen bin, oder ich nich mehr machen sollte oder anders sein…
…schau ich da nur auf mich als Individuum? Oder sehe ich auch die Menschen, denen ich täglich begegne, für die ich wertvoll sein kann, einfach nur durch mein Da-sein, Zuhören, geduldig sein, Mitweinen, mit Lachen, sie auf andere Gedanken und Ideen bringen, ihnen die Meinung sagen, sie überraschen. Mit ihnen Leben teilen.
Fühlt sich an, als läge darin ein Geheimnis… Ich muss nicht wo anders sein, oder jemand anders. Ich bin auf einer Reise und ich lebe mein Leben da, wo ich grade bin. Und schon alleine dadurch, dass ich es mit anderen Teile wird es wertvoll. Für andere, deren Leben wiederum, durch ihr Teilen so wunderbar und wertvoll für mich ist.
Mir hilft es, nicht nur auf mich selbst zu schauen und wo ich doch besser sein sollte oder was mir noch fehlt zum Glück…
sondern auch die Leute um mich zu sehen und welche Wirkung ich auf diejenigen habe, denen ich auf meiner Reise begegne. Das hilft mir, hier zu sein. An dem Ort an dem ich heute bin. Mich auf Begegnungen einzulassen. Und gelassener zu sein. Weniger Angst vor der Zukunft, mehr Freude am Jetzt.